Grundwasserneubildung in Baden-Württemberg

Verdunstung

Struktur des Verdunstungsmodells

Zur Modellierung der Verdunstung in Tagesschritten auf Rasterbasis (500 m x 500 m) wird eine erweiterte Version des modular aufgebauten Verdunstungsmodells TRAIN (Literatur) verwendet (Details zu den Modulen). In der erweiterten Version werden alle Landnutzungsklassen innerhalb der Rasterzellen separat simuliert. Das Modell wurde von Menzel entwickelt und zur Erstellung der Verdunstungskarte im Schweizer Hydrologischen Atlas angewendet. Die verschiedenen Eingangsdaten (Details zu den Eingangsdaten) sind für die physiographischen Daten zeitinvariant und werden für die meteorologischen Daten pro Zeitschritt interpoliert. Die vom Modell auf Tagesschrittbasis berechneten Werte der Verdunstung und des Gesamtabflusses können in verschiedener zeitlicher Aggregierung ausgegeben werden. In Gebieten ohne laterale Abflusskomponenten entspricht der Gesamtabfluss der Grundwasserneubildung. Das Verdunstungsmodell wurde an 20 verschiedenen nicht wägbaren Lysimetern in Baden-Württemberg angewendet (Ergebnisse).

Details zu  den Modulen:    

  • Im neu integrierten Interpolationsmodul wird die Temperatur mit einer Kombination aus Höhenabhängigkeit und Abstandsgewicht, die Luftfeuchte, die Windgeschwindigkeit und die Sonnenscheindauer mit einer reinen Abstandsgewichtung interpoliert. Der Niederschlag wird extern mit dem BONIE-Verfahren des DWD interpoliert.

  • Im Strahlungsmodul wird unter Berücksichtigung topographischer und himmelsmechanischer Gegebenheiten  das nutzbare Energieangebot berechnet.

  • Im Schneemodul werden Schneedeckenaufbau und Schneeschmelze (Temperatur-Index-Verfahren) simuliert.

  • Im Interzeptionsmodul wird die Interzeption von Wasser in mehreren Schichten der Vegetationsdecke und auf versiegelten Flächen simuliert. Die Interzeptionsverdunstung erfolgt von jeder Vegetationsschicht mit unterschiedlicher Intensität, entsprechend der bestandesinneren Variation der meteorologischen Größen.

  • Im Transpirationsmodul wird die Pflanzentranspiration basierend auf der Penman-Monteith-Beziehung berechnet. Dabei wird der Bestandeswiderstand in Abhängigkeit vom Blattflächenindex, dem Bodenfeuchtedefizit und der Lufttemperatur ermittelt. Die Evaporation von schneebedeckten Oberflächen und aus Seen wird ebenfalls über den Penman-Monteith-Ansatz beschrieben.

  • Das neu integrierte Bodenmodul ist ein konzeptionelles Modell in Anlehnung an das Bodenmodul des HBV-Niederschlags-Abfluss-Modells. Darin wird die Auffüllung (Niederschlags-/Schneeschmelzwasser) und die Entleerung (Transpiration/Perkolation) des Bodenspeichers simuliert. Durch den konzeptionellen Charakter ist es einfach auf der vorhandenen kleinmaßstäblichen Datengrundlage zu parametrisieren. Kapillarer Aufstieg wird für Flächen mit hohem Grundwasserstand berücksichtigt.

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Details zu den Eingangsdaten:

  • Als meteorlogische Eingangsdaten werden Tageswerte von Niederschlag, Temperatur, Windgeschwindigkeit, Luftfeuchte und Sonnenscheindauer des DWD-Messnetzes verwendet.

  • Aus dem Digitalen Höhenmodell abgeleitete Parameter werden für die Strahlungsberechnung benötigt.

  • Die Landnutzung stammt aus einer LANDSAT TM-Satellitenaufnahme von 1993. Es werden im Modell 12 unterschiedliche Landnutzungsklassen berücksichtigt, für die spezifische, zeitlich variable Parametersätze (Blattflächenindex, Interzeptionsspeicherkapazität usw.) bereitgestellt werden.

  • Aus Bodendaten wird die nutzbare Feldkapazität im effektiven Wurzelraum für jede Landnutzungsklasse in jeder Rasterzelle aus der landnutzungsspezifischen Wurzeltiefe, dem Substrat und der Gründigkeit ermittelt. Sie stellt den entleer-/auffüllbaren Bodenspeicher dar. Darüber hinaus wird das Substrat, die Gründigkeit und der Grundwasserflurabstand für den kapillaren Aufstieg benötigt.

Literatur:

Armbruster, V., Leibundgut, Ch. & Menzel, L. (2000): Modellierung der detaillierten Grundwasserneubildung im Lockergestein mit einem SVAT-Modell. Wasser & Boden, 52/11, 24-28.

Menzel, L. (1997): Modellierung der Evapotranspiration im System Boden-Pflanze-Atmosphäre. Zürcher Geographische Schriften 67.

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